August 2010 - Rund Fünen

Ein langer Traum wurde wahr - Rund Fünen. Eine Insel umrunden, es geht immer vorwärts, nie zurück.

Schön war es allemal. Nette Leute, die Dänen, und ein nettes Land und nette Städte haben sie. Und nicht zu vergessen, ein nettes Segelrevier.

Schön war es auch, den Törn mit der Seascape 18 GER013 zu fahren. Interessante Vergleiche ergaben sich.

Der Reiseblog ist hier, nun einige
Erkenntnisse über die Sun Fast 20
die ich gewonnen habe.

Gegenan:
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie trocken die LITTLE WING segelt und unter Motor fährt. Ich habe über 185 sm in sechs Tagen zwei Mal ein paar Spritzer abgekriegt. Das Schott war immer offen, Seewasser haben wir keinen einzigen Tropfen gefasst, nur ein paar Regentropfen. Nun, es war nie superheftig, aber der Grosse Belt hatte mit vier Beaufort plus Böen auf die Nase und mit einer Welle von bis zu zwei Metern einiges parat. Klar, es knallte eine Male, wenn wir ins Wellental fielen, aber höchst selten und kein Vergleich zu den feuchten und nicht fröhlichen Momenten, die ich auf grösseren Fahrtenbooten schon erlebt habe.
Vielleicht liegt es am "Nussschaleneffekt"? Das meint, dass die Kleine 800kg (Leergewicht :-) leichte Sun Fast 20 eben wie eine Nussschale über die Wellen reitet, während grössere und vor allem schwerere Boote dank ihrer trägen Masse eher "durch" gehen.
Ich würde mich über Kommentare hierzu freuen.

Speed:
Keine neuen Top Speeds auf diesem Törn, aber gute Tagesmittel: 4.5, 4.0 (Pause in Fyns Hoved abgezogen), 4.0, 4.0, 4.9, 3.7 Knoten, immer einschliesslich Hafenaus- und -Einfahrt. Im Schnitt 4.2 kn
Nicht schlecht für ein 6.4m Boot finde ich, das dazu noch hoch beladen war mit 55Ah Batterie, 8 PS Zweizylinder Viertakter, Vier-Personen-Rettungsinsel, Bügelanker und dem ganzen anderen Kram, den man so dabei hat.

Ein nochmaliges Lob an den Roll-Booster von Fritz Segel, ein tolles Teil, vor allem was die grosse Höhe am Wind betrifft.

Grossschot:
Die liegt ausser bei ganz leichtem Leichtwind auf dem Oberschenkel, meistens wird sie aber in der Hand geführt. Die SF20 hat keinen Kiel, kein Gewicht im Schwert (ist aus GFK). Das ganze Gegengewicht ist im Rumpfboden eingelassen. Wie kann man damit auf die Ostsee? Indem man den Wetterbericht studiert, in Küstennähe bleibt, das Wasser und den Wind beobachtet und die Schot in der Hand hat. Fiert man rechtzeitig, hat man keine Probleme. Vorausgesetzt, man hat wenn nötig gerefft.

Vorsegel:
Die kleine Selbstwendefock ist perfekt für die kleine Crew, Brigitta geniest das Segeln beim Lesen. Selbstverständlich springt sie mit hoch auf die Kante, wenn es sein muss, aber schöner für sie ist, wenn es nicht sein muss. Klar auch, dass sie beim Anlegen hilft. Aber Schotaffe? Das muss für sie nicht sein.
Der Nachteil der kleinen Fock bei halbem, raumen und achterlichen Wind mache ich mit dem viel gelobten Roll-Booster wett.
Bei ganz tiefen Kursen (> 145° AWA) muss eventuell vor dem Wind gekreuzt werden, aber warum nicht? Bei leichtem bis mittlerem Wind fliegt der Booster während der Halse vorn herum auf die andere Seite, ist es heftiger, kann man ihn -wenn man denn will- einrollen, dann halsen und wieder ausrollen, das geht blitzschnell. Das Teil ist definitiv einhandfähig.

Autopilot:
Oh wie schön ist das! Zwei Hände frei beim Essen; auf dem Vorschiff hantieren, ohne zurückspringen zu müssen, um das Ruder zu korrigieren; sogar den Booster steuert er bei moderaten Bedingungen aus. Definitiv hilfreich, wenn auch nicht zu vergleichen mit dem Gefühl, wenn heftiger Ruderdruck an der Hand zerrt und es am Heck nicht mehr gurgelt sondern rauscht. Aber das hat man ja auch nicht immer. Die Kombination machts.

Nicht so gut:
Was für harte Betten! Nach einer Woche tat alles weh. Und dem Allerwertesten ging es auch nicht besser. Das Problem ist mittlerweile gelöst: Es gibt Sitzkissen fürs Cockpit, die so geteilt sind, dass sie für den Nachtschlaf unter die Matratzen geschoben werden können. Man wird sehen. Spätestens nächstes Jahr.

Was für lausige Schotklemmen! Das Spifall gibt in einer Bö einen halben Meter nach, das Grossfall hält ab 5 bft gegenan nicht mehr. Es werden wohl neue Spinlocks eingebaut werden müssen.

Insgesamt:
Keine Frage, meistens segelt man recht konzentriert (siehe Grossschot, oben), dafür aber auch recht sportlich. Aber das gefällt mir, so kommen die LITTLE WING und ich sehr gut miteinander aus.

Planung Sommertörn 2010

So, jetzt kann es losgehen, es wird Zeit, dass der Urlaub kommt.
Die letzten Wartungsarbeiten am Boot sind gemacht, der Törn ist geplant, hoffentlich ist der Sommer, der ja in diesem Juli so heiss ist, nicht bald vorbei...

Wartung

Der Autopilot ist "gekommen", wie nach dem Pfingstörn letztes Jahr entschieden. Mal sehen, wie er sich bewährt.
Durch den Baum wurde eine Reffleine gezogen und über ein Rolle am Baum umgelenkt. Die Reffleine endet an einem schnell bedienbaren Patentschäkel. Zusammen mit dem Unterliekstrecker stehen damit zwei Leinen für die drei Reffs und das Unterliek zur Verfügung, sodass immer jeweils die nicht belastete Leine an das nächstobere bzw. -untere Auge geschäkelt werden kann. In Verbindung mit dem neuen Reffhaken an der Baumnock klappt das Reffen nun schnell und sicher.


Die Unterwanten sind nachgetrimmt, war auch dringend nötig, wie man sieht.
Offensichtlich hatte "etwas Wind" im Hafen von San Remo gereicht, den Baum oben weggehen zu lassen. Nachspannen der Stb-Unterwant hat das Problem behoben.



Einen Cockpittisch gibt es auch, provisorisch noch, bis die stolperfreie Bodenplatte montiert ist - danke für den Tipp Erik!
Die Batterie ist geladen, das Ladestromkabel angeschlossen, es kann losgehen!


Törnplanung

Miniflottille, Sun Fast 20 Little Wing meets Seascape18 GER013 again. Dänemark, genauer Fünen ist angesagt. Ob es in einer Woche für "rund" reicht, wird sich zeigen. Los wird es in Kolding gehen. Kolding liegt praktisch: Gut erreichbar mt dem Trailer, gut erreichbat, falls es "rund" nicht reicht und man Auto und Trailer holen will.
Rechts oder links herum? Idealerweise im Uhrzeigersinn, d.h. an der Nordküste von Fünen bei den vorherrschenden Westwinden möglichst nicht gegenan.
Bei stabiler Ostwindlage, wie wir sie im Sommer 2008 hatten, ist der Törn im Gegenuhrzeigersinn in Betracht zu ziehen und bei unklaren Verhältnissen ist die Dänische Südsee nahe. Ein prima Revier mit vielen Alternativen.
Die Literatur ist studiert, mögliche Häfen, Marinas, Ankerplätze als Wegpunkte ins GPS eingegeben, Törnführer und Kartensatz liegen bereit, es könnte losgehen – wenn da nicht noch einige Arbeitstage und Wochenenden dazwischenlägen...